Europas Kryptomarkt könnte in den kommenden Monaten einer strengeren Regulierung unterliegen. François Villeroy de Galhau, Gouverneur der französischen Zentralbank, hat die EU aufgefordert, der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) Aufsichtsbefugnisse über große Kryptounternehmen zu übertragen. Er argumentiert, dass eine einheitliche Aufsicht notwendig ist, um zu verhindern, dass Firmen Länder mit den lockersten Regeln wählen. Er warnte auch davor, dass die derzeitigen Stablecoin-Vorschriften Schlupflöcher enthalten, die den Euro langfristig schwächen könnten.
Gegenwärtig werden Krypto-Unternehmen in der EU von nationalen Behörden reguliert. In der Praxis setzen einige Länder eine strenge Aufsicht durch, während andere viel nachsichtiger sind. Villeroy de Galhau merkte an, dass dieser Ansatz zu Marktungleichheit führe und regulatorische Arbitrage ermögliche - Firmen könnten die einfachste Gerichtsbarkeit für die Lizenzierung wählen und dann im gesamten EU-Binnenmarkt expandieren.
Die Aufsicht sollte seiner Meinung nach der ESMA übertragen werden, um eine einheitliche und faire Durchsetzung in allen Mitgliedstaaten zu gewährleisten. Der Schritt ist Teil des umfassenderen Plans der Europäischen Kommission, die Aufsicht über ausgewählte Finanzsektoren, einschließlich Kryptowährungen, von der nationalen auf die EU-Ebene zu verlagern.
In seiner Pariser Rede konzentrierte sich Villeroy auch auf Stablecoins, insbesondere solche, die an den US-Dollar gebunden sind. Der derzeitige MiCA (Markets in Crypto-Assets)-Rahmen erlaubt mehrere Emittenten desselben Stablecoins, auch außerhalb der EU, und verlangt keine vollen Reserven. Er nannte dies eine "regulatorische Schwäche", die die Abhängigkeit Europas von ausländischen Emittenten erhöhen und den Euro untergraben könnte.
Frankreich ist mit seinen Bedenken nicht allein. Sowohl die italienische Zentralbank als auch der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) haben vor den Risiken eines solchen Systems gewarnt und vorgeschlagen, die Ausgabe von Stablecoins von außerhalb der EU gänzlich zu verbieten. Der Rat des ESRB ist zwar rechtlich nicht bindend, erhöht aber den Druck auf die politischen Entscheidungsträger, die Stablecoin-Regeln zu verschärfen.
MiCA soll einen einheitlichen regulatorischen Rahmen für Krypto-Assets in der gesamten EU schaffen, der es den Unternehmen erleichtert, mit einer einzigen Lizenz ("Passporting") in der gesamten EU zu operieren. Dieser Vorteil birgt jedoch auch Schwächen: Wenn die Regulierung eines Landes zu weich ist, kann der gesamte EU-Markt untergraben werden.
Dieses Problem ist bereits aufgetaucht. Die ESMA kritisierte kürzlich Malta für sein laxes Lizenzierungsverfahren, und die französische AMF warnte, dass anhaltende regulatorische Unterschiede die Gültigkeit des EU-Passes in Frage stellen könnten.
Die ESMA-Vorsitzende Verena Ross unterstützt die Idee und sagt, dass eine zentrale Aufsicht den europäischen Kryptomarkt stärker, wettbewerbsfähiger und sicherer machen würde.
Quellen:
https://cointelegraph.com/news/european-union-stablecoin-ban-report
https://www.ft.com/content/36bd279c-215e-4582-90ff-7efd6bfa54ea
https://cointelegraph.com/news/bank-france-esma-mica-stablecoin-rules